SPORTLERHEIM
In Asbach wird Bau eines Vereinsheims vorbereitet, während in Möckers Geld für eine Sanierung fehlt
Schwarzer Schimmel unterm Dach
 



Blamabel findet Gerald Göpfert den Zustand des Sportlerheim in Möckers.
Nur eine Mannschaft kann sich hier umziehen, die andere muss im Dress
durchs halbe Dorf laufen.
FOTO: WOLFGANG BENKERT

Im Sportverein Möckers gärt es. Die 130 Mitglieder beobachten genau, welche Zugeständnisse die Kommunalpolitiker den Asbachern machen, die sich seit Jahren ein Jugend- und Vereinsheim wünschen. „Wir haben uns gewundert, dass die Asbacher was Neues bekommen“, sagt Gerald Göpfert.

MÖCKERS – Der Vereinsvorsitzende ist stolz auf seinen SV Möckers. Die Fußballer haben im vergangenen Jahr den Kreispokal gewonnen und sind in die Bezirksliga aufgestiegen. „Unter 200 Zuschauern geht hier nichts“, erzählt er. „Als wir gegen die Schmalkalder spielten, waren es mehr als 600.“

Wenn die Auswärtsmannschaften kommen, empfindet Göpfert den Zustand des Vereinsgebäudes als besonders blamabel. Das Haus ist etwa 40 Jahre alt, so genau weiß das keiner. Ein Bau aus den Mangeltagen der DDR: Dunkelgraue Hohlblocksteine und ein Pultdach aus Wellasbest. „Woanders gibt’s das nicht mehr“, sagt Ortsteilbürgermeister Dieter Volk, während Göpfert die Tür aufschließt.

„Ursprünglich war hier nur ein Raum“, berichtet Göpfert. Der Fußboden ist aus grauen Terazzoplatten, eines der Fenster hat einen großen Sprung. Zugig sei es auch ohne den, die Fensterrahmen sind so alt wie das Haus, die Wände außen nicht verputzt.

Duschraum renoviert

„Hier zieht sich die Gastmannschaft um“, sagt Göpfert, es gibt keine Spinde, nur ein paar Tische und Stühle mit Kunstlederbezug. Die Möckerser Kicker müssen sich im Bürgerhaus umziehen und im Trikot zum Sportplatz laufen. Im Sportlerheim ist für sie kein Platz.

Vor einiger Zeit haben ein paar Leute eine Trockenmauer eingezogen und so einen zweiten Raum geschaffen. „Für den Schiedsrichter, damit er ein wenig Ruhe hat und sich vorbereiten kann.“

Der Sanitärbereich ist ein schmaler Schlauch mit Gemeinschaftsdusche, Toilette und schwarzem Schimmel an der Decke. Das Duschabteil ist sauber gefliest, „ein paar aus dem Verein“ haben den Waschraum modernisiert. „Ein paar aus dem Verein“, das sagt Göpfert immer wieder. Er meint Elektriker, Dachdecker und Heizungsbauer, die in ihrer Freizeit unentgeltlich für den Verein arbeiten. „Ein Bier muss ich dann schon ausgeben“, sagt der Vorsitzende, weil die Einsatzbereitschaft nicht mehr ganz so hoch ist wie noch vor ein paar Jahren.

Vom Vereinsheim zum Sportplatz führt über knotige Wurzelstränge ein steiler Trampelpfad. Lichtmasten aus geschälten Stämmen stehen neben dem Weg, die Möckerser haben dafür eine Stromleitung gezogen.

Die Hütte am SportplatZ wurde vor kurzem erweitert, „damit die Zuschauer mal auf’s Klo gehen können“. Dafür musste auch eine Wasserleitung verlegt werden. „Wir haben auch die Fangzäune gebaut“, fünf Meter hohe Masten am Spielfeldrand, dazwischen ein grünes Netz gespannt, 180 Meter lang.

Unterstützung gefordert

Auf dem holprigen Rückweg zum Sportlerheim sagt Göpfert, er wünsche sich, „dass sich jemand von der Stadt das mal anguckt“. Er möchte nicht länger hingehalten werden, möchte das gleiche Recht wie die Asbacher und fordert Unterstützung bei den Baumaßnahmen. 13 000 Euro würde ein neues Dach kosten, „aber da ist unten noch nichts getan“. Mit 50 000 Euro würden sie hinkommen, schätzt Göpfert. Wenn mit dem Geld – und etlichen hundert Stunden Eigenleistung – das Haus renoviert wäre, könne sich der Verein vorstellen, es von der Stadt zu übernehmen.

Weil in der Stadtverwaltung seit einiger Zeit über ein neues Sportstättenkonzept nachgedacht wird, hat Göpfert die Vorstellungen seines Vereins als Antrag zur Modernisierung des Sportlerheims in schriftlicher Form dem Bürgermeister übergeben. Er hofft, dass man sich zumindest gemeinsam „an einen Tisch setzt“ und miteinander redet.

Er sieht die Stadt in der Pflicht, weil der Ortsteil „Möckers von allen Ortsteilen bisher die geringsten finanziellen Mittel pro Einwohner in Anspruch nahm“, heißt es in der Begründung des Antrags. Dass die Einwohner von Asbach der Erfüllung ihres Wunsches weit näher sind, liege wohl daran, dass einige Asbacher im Stadtrat sitzen, glaubt Göpfert. Die Möckerser stellen keinen einzigen Stadtrat und fühlen sich vernachlässigt. Während in Asbach auf großen Versammlungen über ein neues Vereinshaus geredet wird, habe sich kaum jemand mit der maroden Hütte in Möckers befasst.

„Vor ein paar Jahren war mal jemand da“, erinnert sich der Ortsteilbürgermeister, als es darum ging, Möckers in das Programm zur Dorferneuerung aufzunehmen. Daraus ist nichts geworden – und Volks Unzufriedenheit wächst. Möckers hätte zu Schwarzbach gehen können, zu Zillbach oder Schwallungen, hat sich aber Schmalkalden angeschlossen. „Schmalkalden wollte uns haben“, sagt Volk, „jetzt müssen sie auch was für uns tun“. MARCO SCHREIBER

Quelle: stz vom 18.02.2006